Miet-Lexikon: Equipment-as-a-Service in der Baubranche

Ob Carsharing, Streaming-Dienste oder Software-Abonnements: In vielen Bereichen unseres Alltags ist es schon ganz selbstverständlich, dass wir Produkte nicht mehr kaufen, sondern nur noch für ihre Nutzung bezahlen. Auch in der Baubranche wird immer häufiger über das Geschäftsmodell “Equipment-as-a-Service” gesprochen. Wir erklären, was damit gemeint ist und für wen sich dieses Konzept lohnt

Equipment as a Service – Mindmap

Equipment-as-a-Service bei Baumaschinen – was ist das?

Equipment-as-a-Service (kurz: EaaS, manchmal auch als Machine-as-a-Service bezeichnet) bedeutet, dass eine Maschine vom Kunden nicht gekauft wird, sondern der Hersteller oder ein Vermieter sie dem Kunden gegen eine Gebühr als eine Art Dienstleistung (Service) bereitstellt. Die Maschine steht auf dem Betriebsgelände oder der Baustelle des Kunden, bleibt aber Eigentum des Anbieters. Alle Service-Leistungen wie Reparatur, Wartung oder der Einbau von Ersatzteilen sind Aufgabe des Anbieters und nicht des Kunden: Der Anbieter sorgt dafür, dass die Maschine zu jedem Zeitpunkt einsatzbereit ist.

Anders als bei einem Kauf zahlt der Kunde nicht die Gesamtkosten der Maschine an den Anbieter. Stattdessen spielt die tatsächliche Nutzung durch den Kunden eine Rolle: Die Maschine sendet Daten an den Anbieter, sodass er nachprüfen kann, wann der Kunde die Maschine tatsächlich eingesetzt hat. Anschließend berechnet der Anbieter die Nutzungsgebühr, die der Kunde zahlen muss. Die Übermittlung solcher Maschinendaten wird dank der Digitalisierung immer einfacher und günstiger.

 

Worin besteht der Unterschied zwischen EaaS und Leasing oder Mieten?

Neben der Service-Leistung (Wartung, Reparatur etc.), die der Anbieter beim EaaS-Modell garantiert, ist vor allem die Kostenberechnung eine Besonderheit und ein Unterschied zum Leasing oder zur klassischen Miete von Maschinen. Dabei können ganz verschiedene Abrechnungsmodelle eingesetzt werden:

  • Abonnement: Der Kunde zahlt (zum Beispiel jährlich) einen festen Betrag und darf die Maschinen jederzeit nutzen – solange er eine vereinbarte Zahl an Maschinenstunden nicht überschreitet. Möchte er die Maschine über das vereinbarte Kontingent hinaus nutzen, kostet dies zusätzlich.
  • Pay-per-Use (Bezahlen nach Nutzung): Hier erfolgt die Abrechnung auf Nutzungsbasis. Die tatsächliche Nutzung durch den Kunden wird durch Maschinendaten aufgezeichnet und an den Anbieter übermittelt. Anschließend wird die Nutzungsgebühr berechnet.
  • Pay-per-Outcome (Bezahlen nach Ergebnis): Bei diesem Modell bezahlt der Kunde für das Ergebnis, das er mit der Maschine erreichen konnte. Nur wenn der Kunde Erfolg hat, profitiert auch der Anbieter, beispielsweise indem er prozentual am Gewinn des Kunden bei einem Projekt beteiligt wird.

Durch EaaS-Modelle bauen Anbieter und Kunden eine enge Beziehung auf: Nur, wenn die Maschine einsatzbereit ist und vom Kunden auch tatsächlich genutzt wird, erhält der Anbieter Geld. Gleichzeitig ist der Anbieter viel genauer über die Einsatzzeiten der Maschine informiert und kann zukünftig seine Angebote besser auf die Bedürfnisse des Kunden anpassen.

 

Für wen lohnt sich Equipment-as-a-Service bei Baumaschinen?

EaaS-Modelle können sowohl für Kunden als auch für Anbieter Vorteile mit sich bringen:

Kunden profitieren,

  • weil sie vor allem bei teuren Maschinen keine großen Summen investieren müssen, die bei einem Kauf der Maschinen auf einen Schlag fällig wären. So können Liquiditätsprobleme vermieden werden.
  • weil sie durch EaaS flexibel auf eine veränderte Auftragslage reagieren können – wenn sie die Maschinen nicht nutzen, zahlen sie auch nicht dafür.
  • weil sie sich nicht um die Instandhaltung der Maschinen kümmern müssen.
  • weil der Anbieter selbst ein Interesse an der Wartung und Erhaltung der Maschinen hat. Anbieter und Kunde wollen beide eine hohe Auslastung der Maschine erreichen, denn Ausfallzeiten kosten nicht mehr den Kunden, sondern vor allem den Anbieter Geld. Das Risiko eines Stillstands trägt damit der Anbieter.
Baumaschinen mieten oder EaaS – was lohnt sich für den Kunden eher?
Miete EaaS
+ bessere Maschinenverfügbarkeit, da mehr Vermieter als EaaS-Anbieter auf dem Markt aktiv sind + flexiblere Abrechnungsmodelle wie beispielsweise Pay-per-Use oder Pay-per-Outcome
+ meist günstiger bei voraussichtlich vielen benötigten Maschinenstunden in einem kurzen Zeitraum + meist günstiger bei voraussichtlich wenigen benötigten Maschinenstunden in einem langen Zeitraum
+ besser geeignet bei häufig wechselnden Einsatzorten, da mit lokalen Vermietern zusammengearbeitet werden kann und so lange Maschinentransporte vermieden werden + mehr Flexibilität bei einer veränderten Auftragslage, da nicht genutzte Maschinen keine Kosten verursachen

 

Anbieter profitieren,

  • weil durch EaaS-Modelle Maschinen zu dauerhaften Einnahmequellen mit wiederkehrenden Umsätzen werden. So können Anbieter ein stabiles Geschäftsmodell aufbauen, das nicht so stark vom Verkauf einzelner Maschinen abhängt.
  • weil sie die von den Maschinen übermittelten Daten nutzen können, um die Bedürfnisse ihrer Kunden besser zu verstehen. So wissen sie genau, was ihre Kunden zur Zeit brauchen, und können passgenaue Angebote erstellen.
  • weil sie durch EaaS-Modelle langfristige Kundenbeziehungen aufbauen können. Durch die Zusammenarbeit über einen längeren Zeitraum entsteht ein Vertrauensverhältnis zwischen Anbieter und Kunden. Sollte der Kunde weitere Maschinen benötigen, wird er sich eher an den Anbieter wenden, mit dem er schon lange im EaaS-Modell zusammenarbeitet.
  • weil sie durch die Daten die Wartung der Maschinen effizienter gestalten können. Statt in festgelegten Intervallen die Maschinen zu überprüfen, können die Anbieter immer genau dann eine Wartung vornehmen, wenn sie aufgrund der übermittelten Daten notwendig ist – mit solchen datenbasierten Entscheidungen sparen Anbieter Geld.

Equipment-as-a-Service bei Baumaschinen? Das klingt derzeit noch nach Zukunftsmusik. Tatsächlich wird das Geschäftsmodell aber in anderen Industriezweigen schon erfolgreich umgesetzt. Auch die Baubranche wird dank der Digitalisierung und der immer einfacheren Übertragung von Daten diese neue Art der Zusammenarbeit zwischen Maschinenanbietern und Kunden bald erleben – und beide Seiten können davon profitieren.

 


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